Donnerstag, 16. Dezember 2010

Aus dem Tagebuch eines Pastorsitos

Tag 2

Liebes Tagebuch, 16. Dezember, 2010
Ich wusste, dass der Tag kommen wird. Nur nicht, dass er so schnell kommt. Ich hab verschlafen. Um 4 Uhr 13 habe ich wohl schlaftrunken meinen Wecker ausgestellt und mich meinem eigentlichem Beduerfnis gewidtmet. Um 5 Uhr hat Adela an meine Tuer geklopft, ob ich nicht zu den Pastorsitos wolle. Uff.... ich hoffe, dass die Aufstehens-Schwerfaelligkeit nicht jeden Tag um den gleichen Prozentsatz steigt, sonst komme ich in 3 Tagen wirklich gar nicht mehr aus dem Bett. Nun gut. Ich habe mich dann ein wenig beeilt, aber meine Hoffnung, die Truppe noch vor dem verabredeten Haus anzutreffen war vernichtend gering. Gott sei Dank machen die sich durch die laute "Musik" bemerkbar, sodass ich sie recht schnell gefunden habe. Um exakt 5 Uhr 34 bin ich zu der Truppe gestossen und wurde gleich mit boesen Blicken und helmischen Gelaechter begruesst. Ich glaube aber nicht, dass sies ganz so schlimm fanden.
Den Kindern schien es auch nicht besser zu gehen als mir. Die haben zwar schon viel besser gesungen als gestern, aber getanzt haben sie immrnoch nicht. Einige haben auch schon ihre tollen Kostueme abgelegt :(!
Die Banda hatte sich heute allerdings erstaunlich gut unter Kontrolle.
Kurz vor Ende des Umzugs ist dann noch was Erstaunliches passiert. Es sind zwei Kinder zu uns gestossen, ganz schwarz verkleidet mit an einen Bankueberfall erinnernden Masken auf dem Kopf (nur an den Augen waren kleine Schlitze). Der einzige Unterschied waren nur die bunten Federn am Kopf (so iromaessig) und an den Schultern. UND DIESE ZWEI KINDER HABEN TATSAECHLICH GETANZT! fand ich richtig gut. Die haben sogar 2 oder 3 von unseren Kindern angesteckt und sich zum Tanzen ueberreden lassen -fuer die letzten 200 Meter. Schee wars :)!
Der Gottesdienst dafuer war umso chaotischer. Federico hat heute frei, aaah das ist uebrigens der Organist und Saenger, und der Padre Onorato musste selber singen. Er hat allerdings nach dem ersten Lied aufgegeben und Miguel-Angel hat das Ruder uebernommen. Ich konnte mich noch nicht entscheiden, welches das schlimmere Uebel war. Nein jetzt bin ich gemein, Angelito hat das wirklich gut gemacht.

Waehrrend dem Gottesdienst ist dann ein Luftballon von einem der Kinder geplatzt und hat vielen einen riiiiiiiiiieeeeeeeessen Schrecken eingejagdt. Damit rechnet ja auch keiner, im Gottesdienst. Und als dann kurz drauf in der Sakristei irgend etwas aus Glas LAUTSTARK zu Bruch gegangen ist, war es fuer viele zu viel. Der Pfarrer hatte aber seine Schaefchen schnell wieder unter Kontrolle und ist unbeiirt in seiner Predigt fortgefahren.
Liebes Tagebuch, mehr gibt es heute nicht zu berichten. Ich hoffe, dass ich morgen daran denke, meine Kamera mitzubringen. Vielleicht tauchen die schwarzen, tanzenden Kinder morgen nocheinmal auf.
Gute Nacht und traeum schoen,
deine Anika

Tagebuch eines Pastorsitos

Tag 1

Liebes Tagebuch, 15. Dezember, 2010
Heute war der erste Tag unseres insgesamt neuntaegigen Umzuges durch die Strassen. Wir haben uns morgens um halb 5!!!! (ich war noch hundemuede) beim ersten Haus in der Calle Grau getroffen, wo seit dem vorherigen Abend das Jesus-Puppen-Kind deponiert war. Deponiert ist das falsche Wort, weil eigentlich war es mehr inszeniert. Das Kindchen lag in einer Krippe, die von singenden Lichterketten, nein singen ist auch ein falsches Wort - quietschen ist besser -, geschmueckt war. Dazu haben die auch noch in allen Farben geblinkt. Ausserdem gab es noch jede Menge anderer farbenfroher Pracht. Gott sei Dank haben wir uns fast puenktlich um viertel nach 5 auf den Weg gemacht, denn nach den ersten 10 Minuten waren meine Seh- und Hoernerven fuer die Uhrzeit leicht ueberfordert.
Der Umzug ist leider etwas chaotisch verlaufen. Eigentlich sollte ich ja auch mittanzen, ich habe es dann allerdings auf singen beschraenkt, weil Pocha und Carmen ihr Versprechen auch nicht eingehalten hat. Die Banda hat meistens irgend einen Unfug zusammen gespielt und die Kinder wussten nicht, was sie singen sollen. Tanzen wollten sie auch nicht. Dabei steht ihnen diese traditionnelle, bunte Tracht so gut. (Mir stand das nicht so gut, deswegen habe ich meine Teilverkleidung schnell an ein kleines Maedchen verliehen, die keine hatte - wie gluecklich die darueber war weiss ich allerdings nicht :P)
Weil das mit dem singen irgendwie nicht so hingehauen hat, haben wir immer wieder einfach von vorne angefangen. Jetzt geht mir das einfach nichtmehr aus dem Kopf...... "sigan los pastoooores, los rayos del sol..... sigan los pastores......" *traeller*
Wie geplant haben wir das kleine Kindchen dann in die Kirche gebracht und zusammen die Misa del Gallo (das heisst uebrigens sowas wie "Hahnengottesdienst" - wie gut, dass die Peruaner ueber diese unmenschliche Uhrzeit auch noch Witze machen koennen) gefeiert. Da war ich inzwischen auch schein ein wenig wacher, wahrscheinlich durch die Pauken und Trompete.
Von da an verlief das Ganze ereignislos weiter. Der Gottesdienst ging wie geplant zu Ende und die anderen haben das Jesuskind ins naechste Haus (Tacna - Ecke San Martin) gebracht. Ich bin lieber nach Hause, wollte vor dem Unterricht in Pomape noch duschen. Ach wie gern waere ich wieder ins Bett gegangen!!!!! Das soll jetzt noch 8 Tage so weiter gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das ohne einmal verschlafen durchhalte.
So, liebes Tagebuch, morgen wird wieder ein anstrengender Tag, ich geh mal lieber ins Bett.
Schlaf gut und traeum was schoenes.
Anika

Ps.: Ach das habe ich ganz vergessen zu erklaeren, Pastorsito kommt von Pastor ( dt. Hirte) und heisst also so viel wie (Hirtchen)! Ich versteh gar nicht, warum Hirten tanzend   singend durch die Strasse singen  tanzen!

Montag, 22. November 2010

Pollada

Heute gibts von mir mal eine Rezeptidee, denn durch meine Arbeit beim Comedor und in den Jugendgruppen lerne ich hier schon mal das ein oder andere leckere Gericht kennen, das ich euch nicht vorenthalten will.
Pollada wird hier haeufig von Pfarreigruppen vorbereitet, um es zu verkaufen, um ein wenig Geld in die Gruppenkasse zu bringen.

Zutaten fuer 4 Portionen:
1/2 Huehnchen
2 Kartoffeln
2 Suesskartoffeln
1 Maiskolben
4 Salatblaetter
1 Gurke
2 Tomaten
1/2 kg gelben Chilli
2 Eier
4 Limetten
1/2 Tasse Milch
Essig
Pfeffer
Salz
Oel
1 Paeckchen TukKekse

Zunaechst wird das Huehnchen in 4 gleichgrosse Portionen aufgeteilt und mit Essig, Salz und Pfeffer gewuerzt. Anschliessend mit viel Oel angebraten. Waehrrend das Huehnchen gebraten wird, werden die Kartoffeln, der Mais und Suesskartoffeln gewaschen und gekocht (die Suesskartoffel ist fertig, wenn sich die Schale selbst abloest und schoen matschig ist).
Dann wird der "Salat" zubereitet. Dazu werden die Salatblaetter, Tomaten und Gurken gewaschen, geschaelt und in scheiben geschnitten. Die Salatsosse besteht aus Limetten, Salz, Essig und nach Geschmack ein wenig Oel.
Damit ist der groesste Teil der Pollada auch schon fertig. Eine Portion Pollada besteht aus 1/4 Huehnchen, einer halben Suesskartoffel, einer halben Kartoffel, ein bisschen Salat (das Original besteht aus einem Salatblatt, einer Gurkenscheibe und einer Tomatenscheibe) und einem Stueck Maiskolben.
Das beste an der Pollada sind jedoch die dazugehoerenden Cremes. Davon gibt es zich verschiedene, die meisten davon bestehen aus Chili. Hier beschreib ich euch zwei verschiedene Cremes.
1) Crema blanca (Mayonaise)
Fuer die Crema blanca werden zunaechst die Eier gemixt (im Mixer!). Anschliessend mit Limettensaft, Salz und nach Geschmack mit Pfeffer gewuerzt.  Waehrrend der Mixer laeuft wird circa eine Tasse Oel dazugegeben und ca. 2 Minuten weitergemixxt. Und schon ist die Mayonaise fertig!
2) Crema amarilla (gelbe Creme)
Dazu wird gelber Chilli gewaschen und in Streifen geschnitten. Dabei werden die Kerne und der komplette Innenteil entfernt. Anschliessend werden diese Streifen fuer 5-10 Minuten gekocht und anschliessend geschaelt (das Wasser danach nicht wegschuetten!!!)
Dann wird der geschaelte Chili zusammen mit der halben Tasse Milch gemixt und mit Tukkeksen (wahlweise auch ein altes Broetchen) gemixt. Die Tukkekse sorgen fuer die passende Konsistens, falls die Creme zu fluessig ist, fuegt man noch eine halbe Kartoffel dazu. Gewuerzt wird die creme noch mit Salz, Oel und dem Chilliwasser.

Guten Appetit und viel Spass beim Ausprobieren.

Mittwoch, 10. November 2010

Der Mythos Deutschland

Nachdem ich jetzt schon 3 Monate in Peru bin, habe ich schon ganz vergessen, wie Deutschland wirklich ist. Gott sei dank habe ich hier einige Menschen getroffen, die sich mit Geschichte und Geographie wirklich gut auskennen und die meiner Erinnerung ein wenig auf die Spruenge geholfen haben. Hier eine Zusammenstellung der lustigsten Aussagen ueber Deutschland.

Deutschland ist ein schoenes, kleines Land in Amerika und grenzt direkt an sein Nachbarland Europa. Ich wohne dort direkt am Meer, was einerseits echt schoen ist, andererseits aber auch nicht ganz so schoen, wie in Peru, denn schliesslich gibt es in Deutschland keine Sonne. Ueberhaupt ist es in Deutschland IMMER sehr, sehr kalt. Leider ist Deutschland immernoch in zwei Haelften geteilt, wofuer ein boeser Mann namens Hitler verantwortlich ist.Gott sei Dank hat die Polizei Hitler aber inzwischen ferstgenommen, sodass der jetzt im Gefaengnis sitzt.
Die bekanntesten deutschen Staedte sind Berlin, Bremen und Busenbach und die Nationalsprache ist englisch.
Leider sind die Bewohner Deutschlands nicht ganz so nett. Sie haben kein Herz, sind eiskalt und Rassisten. Dafuer haben sie aber ganz viel Geld, sodass die Deutscen jedes Jahr 3 mal nach Australien oder Afrika reisen koennen, um dort Urlaub zu machen.
Zum Glueck ist Peru nur 15 Autostunden von Deutschland entfernt, sodass ich jedes Wochenende zurueckfahren kann. Die Reise geht dann von Deutschland ueber Russland, weiter nach Holand, in die Schweiz und ueber England weiter nach Peru (in dieser Reihenfolge).
Dass mir auf der Reise etwas passieren koennte macht mir keine Angst, denn ich kenn den Papst (wie uebrigens alle Deutschen), persoenlich, und der legt bestimmt ein gutes Wort bei Gott fuer mich ein.

ps.: Alle Aussagen, die in dem Text drinstecken sind hier wirklich so gefallen. Allerdings muss ich zur Verteidigung Perus auch sagen, dass es wirklich einige gibt, die erstaunlich viel ueber Deutschland wissen.

Dienstag, 2. November 2010

Eine kleine Liebesgeschichte

Heute kam ich, wie immer puenktlich ;), in meinen Englischunterricht. Weil die Profesora noch nicht da war, habe ich also versucht die 40 Kinder ein wenig zu beschaeftigen und habe mich mit ihnen unterhalten. Bis dann Sintia, 12 Jahre alt, zu mir kam, um mir zu sagen, dass ihre Klassenkameraden ihr ein Briefchen, dass sie von einer Freundin bekommen hat, weggenommen haben.
Mit meinem ausgepraegten Sinn fuer Gerechtigkeit bin ich also zu den Uebeltaetern, um der aermsten ihren Brief zurueckzugeben.
Dort wurde ich estmal aufgeklaert: Der Brief sei ein Liebesbrief. In der Klasse gibt es naemlich zwei Freundinnen, die beide auf den gleichen Jungen stehen. Der Junge hat nun an Sintia (eine der beiden Freundinnen, die jetzt wohl auch keine Freundinnen mehr sind) einen Liebesbrief geschrieben. Weil das ganze fuer mich fuer kleine pubertierende Kinder keine ungewoehnliche Situation ist, habe ich versucht den Kindern zu erklaeren, dass das ja die Angelegenheiten der drei ist und dass das doch eigentlich schoen ist, wenn sich zwei Menschen moegen. Meine Hobby-Paedagogik scheint hier allerdings nicht so gut anzukommen, denn dann erzaehlten die Kinder mir folgendes: Der Direktor der Schule hat allen Schuelern aufgetragen, endeckte Liebesbriefe zu ihm zu bringen, denn sie seien noch viel zu jung, um sich zu verlieben und deshalb muesste man dagegen vorgehen.
Wie weit das in einer Gesellschaft, in der Hochzeiten von Jugendlichen (ab 16 aufwaerts) alltaeglich sind, sinnvoll ist und ob das nicht den Reiz des Verbotenen vergroessert, muss wohl jeder fuer sich entscheiden. Dennoch scheint es hier in Peru/ Monsefú immernoch Dinge zu geben, bei denen mir ein grosses Fragezeichen auf der Stirn erscheint und bei denen ich mir ueberlegen muss: Finde ich das gut oder schlecht? Akzeptierst du es? Ignorierst du es? Sagst du deine Meinung dazu? Kritisierst du es oeffentlich? Oder behaelst du einfach deine Meinung fuer dich?

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Alte Bekannte

Auch hier, im weit entfernten Peru, kommt es ab und zu mal vor, dass man auf alte Bekannte trifft. Und so kann es schon passieren, dass einem ein Laecheln uebers Gesicht huscht, wenn man morgens im wohlig-warmen Bett liegt und vom vertrauten und beruhigenden Geraeusch geweckt wird: Regen.
Du denkst an die gemuetlichen Samstage vor dem Kamin mit deiner Familie zurueck und eine angenehme Waerme breitet sich in dir aus. Doch dann wird dir klar: STOPP, ich bin hier in Peru! Klar, in den Anden regnet es, im Sommer. Klar kommt mal ein kleiner, leichter Nieselregen vom Meer uebers Land. Aber Regen? An der Kueste, im Norden Perús? Aber deine Ohren koennen dich nicht so sehr taeuschen. Also gehst du raus aus deinem Zimmer, um dich zu vergewissern. Du machst die Tuere auf und FLATSCH.... Du stehst mitten in einem See, so gross, dass er zumindest fuer kleinere Lebewesen (Ameisen, Fliegen....) gefaehrlich werden kann. Um dich herum stehen lauter Eimer. Du gehst in die Kueche und machst dich schon auf eine Neuzeitliche Sinnflut gefasst, schliesslich gibt es hier kein Dach. Und tatsaechlich, die Kueche steht unter Wasser. Doch ein Blick auf die Uhr verraet dir dass du ein wenig unter Zeitdruck stehst, denn die wohlige Erinnerung an kuschelige Regentage in Deutschland haben dich einen Moment zu lange in der angenehmen Waerme deines Bettes verharren lassen. Die Schule ruft. Und weil sich Adelia, deine Gastmama, auch schon, mit einem Wischmob bewaffnet, naehert, machst du dich mit einem leichten schlechten Gewissen auf den Weg zur Arbeit.
Du gehst an deinem Fahrrad vorbei, zoegerst einen Augenblick und entscheidest dich dann doch fuer das bequeme Mototaxi.
Auf der Arbeit angekommen oeffnest du die Tuer und SCHMATZ- steckst du im Schlamm fest. Denn im Gegensatz zu den geteerten Strassen im Zentrum Monsefu´s gibt es hier in Pomape, einem Pueblo joven, eigentlich gar keine Strassen. Du seufst, betrachtest deine geliebten Boxfreshs und entscheidest dich, an der Situation eh nichts aendern zu koennen.
Der Vormittag vergeht im Flug, du bist mit deiner Arbeit und den Leistungen deiner Schueler zufrieden. Fast haettest du den Regen vergessen.
Als du die Schule verlaesst, siehst du wie immer weit und breit kein Moto, weil du aber nicht bloed im Regen stehen willst, machst du dich schon mal auf den Weg in dein ca 4 km entferntes Heim. Nach 10 Minuten Schlammwanderung hast du zwar eine tropfende Nase und ein bis an den obersten Rand verschmutzte Schuhe, von einem Moto ist aber immernochnichts zu sehen. Du laeufst weiter, 10 Minuten, 20 Minuten vergehen. Zwischendurch bist du kurz davon, einfach stehen zu bleiben und zu warten, denn das Sand-Wassergemisch macht en Fussmarsch nicht gerade leichter. Und dann kommen die ersten Haeuser von Monsefu.
Nach 40 Minuten bist du voellig verdreckt, nass und frierst. Und trotzdem bist du uebergluecklich, dass du dich fuer die letzten 500 Meter noch in ein Moto setzen kannst.

Der Regen ist inzwischen seit einer Woche vorbei und ausser von den Strassenschaeden ist nichts mehr davon zu sehen, dass er mal da war. Fuer die Monsefuaner war das allerdings ein sehr denkwuerdiger Tag!

Samstag, 9. Oktober 2010

Ausflug nach Santa cruz und Cajamarca

Nachdem ich jetzt ja schon eine ganze Weile in Monsefu und Chiclayo unterwegs bin und bisher von Peru, ausser Lima noch nicht viel zu sehen bekommen habe, hat Padre Alfonso, der Pfarrer Monsefus, beschlossen, mich auf eine seiner vielen Reisen mitzunehmen. Denn Peru hat viel mehr zu bieten, als die endlose Wueste, den vielen Sand und dem Meer, dem ich hier jeden Tag begegne.
Also fuhren wir, waer haetts gedacht, in die ANDEN.
Zuerst besuchten wir ein kleines Staedtchen namens Santa Cruz in der Region Cajamarca, das in schwindelerregender Hoehe liegt. Die Menschen, die dort leben, tragen im Gegensatz zu der Bevoelkerung der Kueste, oft noch traditionnele Kleidung. Die meisten Frauen tragen lange Roecke und einen Strohhut und alles Gepaeck wird im Ruecken in einem Tragetuch transportiert. Dort oben habe ich dann auch zum ersten Mal Meerschweinchen gegssen. Sehr lecker. Huehnchen schmeckt mir allerdings immernoch besser.
Dannach gings auch gleich weiter in die Stadt Cajamarca, wo ich nach langer Zeit meine liebe Annika (Mitvoluntaria) mal wieder sehen konnte. Gemeinsam mit dem Pfarrer, seiner Mama, seiner Schwester und 4 weiteren Jugendlichen aus der Pfarrei haben wir dann eine Stadtrundfahrt gemacht. Weil wir nicht viel Zeit hatten sind wir von Sehenswuerdigkeit zu Sehenswuerdigkeit gehetzt. Allerdings hat Cajamarca, eine riessige Stadt auf 2800 Metern Hoehe und nur durch eine Strasse zu erreichen, auch wirklich einiges zu bieten. Neben der schoenen Kathedrale gibt es naemlich dort heisse Quellen. Das Wasser hat ungefaehr eine Temperatur von 70 Grad und ist heilsam. Schon die Inkas haben wohl in diesen Quellen gebadet. Weil das Wasser morgens wohl am heilsamsten ist und weil der  Pfarrer drauf bestanden hat sind wir also morgens um 5 Uhr in die heissen Quellen gestiegen.
Ein Spass wars! Anschliessend gings auch schon wieder heimwaerts.
Hier ein paar Bilder.
Das leckere Meerschhweinchen

Danach: Das Meerschweinchen auf dem Teller

Die Kathedrale von Cajamarca bei Nacht

Los Baños del Inca - sehr touristisch

Die Anden

Aussicht auf Cajamarca von einem Huegel runter

Der Pfarrer und seine Mama auf dem Huegel

Montag, 20. September 2010

Ein Ausflug nach Túcume

Zwischendurch kommt es schon einmal vor, dass ich mein kleines Nest Monsefú verlasse um Neues kennenzulernen. Denn hier ganz in der Naehe (auf der anderen Seite von Chiclayo), gibt es eine kleine Touristenatraktion: die tucumenischen Pyramiden.
Dabei handelt es sich um grosse Erdhaufen aus der Inkazeit, die einst mal Pyramiden waren. Wind und Wetter hat ihnen allerdings ganz schoen zugesetzt und deswegen ist von der urspruenglichen Form nicht mehr viel erhalten. Der anstrengende 10 Minutenaufstieg und die 8 Soles Eintritt (ungefaehr 2,50 Euro, fuer Voluntarios freier Eintritt ;)) lohnen sich aber wirklich, denn von dort oben hat man eine ziemlich schoen Aussicht. Ausserdem kommt es schon einmal vor, dass man dort oben auf deutsche Touristen trifft!
Aber seht selbst: Bilder von meinem Ausflug auf die Pyramiden mit Kati und Jesús


Die sagenhafte Aussicht

Kati beim anstrengenden Aufstieg

ich auf einer der zauberhaften pyramiden

Inkas bei der Arbeit

Montag, 13. September 2010

Armut

Heute auch mal ein ernsteres Thema: die Armut
Jeder weiss, dass Peru ein sehr armes Land ist und jeder, der in ein armes Land geht, bereitet sich darauf vor, Menschen zu sehen, die unter erbaermlichen Zustaenden leben und leiden muessen. Obwohl ich in einer verhaeltnismaessig reichen Familie wohne, bekomme ich von der Armut jeden Tag viel mit. Zum Beispiel die Kinder, die ich unterrichte, gehen nach der Schule, oder vor der Schule, arbeiten um ihre Familien zu unterstuetzen. Meistens ist ihre Kleidung dreckig, die Haare fettig, die Zaehne faul. Im Alter wird das nicht besser, vielen Menschen fehlen die meisten Zaehne. Auf den Strassen werden Suessigkeiten, Brot oder andere Lebensmittel verkauft.
Je weiter man sich dem Zentrum einer jeden Stadt entfernt, desto aermer werden die Menschen, die dort leben. Diese Stadtteile nennt man Pueblo joven (junge Doerfer), weil sich immer wieder neue bilden und arme Menschen vom Land ins Dorf fliehen, um dort zu leben und zu arbeiten. Sie bauen sich notduerftige, zugige Unterkuenfte, die meistens nur aus einem, maximal zwei Raeumen bestehen. Dort lebt, isst, trinkt, schlaeft die ganze Familie. Viele sind Alkoholiker, es gibt viele kranke oder behinderte Kinder. Die Familie hat aber kein Geld um zu einem Arzt zu gehen, dabei koennte den meisten mit einer Kleinigkeit geholfen werden. In diesen Stadtteilen leben mindestens genauso viel Hunde wie Kinder, die im Abfall ihr Essen suchen, haeufig liegen tote Hunde (auch im Zentrum) auf der Strasse. Es gibt Unmengen an Fliegen, die alten Menschen sind blind. Die Menschen dort sind auf Almosen aus der Kirche und von anderen Wohlwollenden angewiesen, denn eine Sozialhilfe wie in Deutschland gibt es nicht. Darum werden ab und zu an die besonders armen Familien Decken verteilt, Freiwillige organisieren Fruehstueck und Mittagessen, fahren damit in diese armen Gegenden um das dort zu verteilen. Man versucht vor allem fuer die Kinder da zu sein, denn die sind schliesslich die Zukunft des Landes. Dennoch bringen diese Kinder wenig Hoffnung, denn die meisten koennen weder lesen noch schreiben und werden wohl ihr Leben lang weiter in dieser Armut leben und ums Ueberleben kaempfen. Auch ich bin meistens bei solchen Aktionen dabei und es ist jedes mal aufs neue schwer das Gesehene zu verarbeiten!



Mototaxifahrer
Pueblo joven
Frauen in einem Pueblo joven, die veruschen die Strasse zu erneuern

Geschenke

Hier in Peru schenkt man gerne und reichlich, vor allem an Neuankoemmlinge, so wie ich einer bin :D.
Neben Kleinigkeiten von meinen Schuelern (Mandarinen, Broetchen oder Suessigkeiten) gibts ab und zu auch mal was anderes. Und da ich ein Maedchen bin, ist auch ganz klar in welcher Farbe: PINK!
Meine pinke Geschenkesammlung

Freitag, 10. September 2010

Begegnung mit einem peruanischen Maedchen

Hier in Monsefu habe ich schon meinen festen Fankreis aufgebaut, der vor allem aus jungen Maedchen (5-13) Jahren besteht. Eines davon wohnt sogar ganz in meiner Naehe und stattet mir deswegen fast taeglich einen Besuch hab. Wir unterhalten uns dann immer ein paar Minuten und dann ist sie auch schon zufrieden und geht wieder. So ist das letzte Gespraech abgelaufen, natuerlich in Spanisch, aber um es euch leichter zu machen, uebersetze ich fuer euch:
...
Sandra: Kannst du eigentlich auch Spanisch sprechen?
Ich: Mehr oder weniger (heisst hier eigentlich NEIN)
Sandra: Dann sag mal was.
Ich: Welche Sprache spreche ich denn gerade?
Sandra: Ich weiss es nicht, ich verstehe dich nicht!

(Sandra ist uebrigens 7 Jahre alt und eine meiner Schuelerinnen)

Donnerstag, 9. September 2010

Wissenswertes ueber Peru

Weil Peru ein sehr interessantes und vielseitiges Land ist, hier ein paar wesentliche Punkte....

.... Die Entsorgung von Klopapier: Wie wohl ueberall auf der Welt ueberkommt auch die Peruaner das ein oder andere mal ein sehr menschliches Beduerfnis: der Gang zum Klo. Dabei sollte man jedoch einen wesentlichen Punkt beachten, denn im Gegensatz zu den deutschen Rohren halten die peruanischen nicht gerade sehr viel aus. Das soll heissen: Nach dem Geschaeft auf dem stillen Oertchen wird das Klopapier in dem dazu bereitstehenden Muelleimer entsorgt. Bei Missachtung dieser Regel wird sehr schnell eine Ueberschwemmung provoziert.

Mein persoenliches Stilles Oertchen und das Entsorgungssystem











... Die Haeuser: Man mag es gar nicht glauben, aber was die Haeuser angeht sind die Peruaner sehr zukunftsorientiert. Man geht immer davon aus, dass man doch irgendwann unverhofft einen gewissen Reichtum erlangt und so die Moeglichkeit hat, seine eigenen vier Waende zu vergroessern. Daher wird das Haus mit dem Dach (wenn es denn ein Dach hat), immer so gebaut, dass man jederzeit ein weiteres Stockwerk draufsetzen kann.
Das Dach meines Haeuschens















...Das Meerschweinchen: Dient das Meerschweinchen in unseren Breitengraden zur Belustigung und vor allem Ablenkung von Wadenbeisern hat es hier eine viel wichtigere Funktion. Es ist ein Nahrungsmittel. Denn Meerschweinchen gibt es hier reichlich, vor allem in der Siera, und sie vermehren sich praktisch von alleine. Ob sie dann auch schmecken, kann ich leider noch nicht beurteilen. Ich werde jedoch mein Bestes geben um das zu aendern.

Freitag, 3. September 2010

SPANISCH

Die fuenf wichtigsten und fuenft unwichtigsten Saetze im Leben eines Voluntarios:

WICHTIG:
1. Tengo diarrea! (Ich habe Durchfall!, betrifft mich Gott sei Dank NICHT)
2. Vamos a la misa. (Lass uns in die Kirche gehn)
3. Cuidate! (Achtung! / Pass auf dich auf! besonders im Strassenverkehr wichtig)
4. No te entiendo! (Ich verstehe dich nicht!)
5. Que rico! (Wie lecker!, wahlweise auch ¡ricisimo!- saulecker)

UNWICHTIG:
1. Estoy satisfecho. (Ich bin satt)
2. Hago una dieata (Ich mache eine Diaet)
3. Derecha ante izquierda (Rechts vor links)
4. Soy vegetariana (Ich bin Vegetarier)
5.No puedo bailar! (Ich kann nicht tanzen!)

Montag, 30. August 2010

Monsefu

Halloechen ihr Lieben, jetzt habe ich endlich mal ein wenig Zeit von hier zu erzaehlen. Weil ich es aber langweilig finde, dauernd nur Tagesablaeufe zu erzaehlen, werde ich euch aus bestimmten Themenbereichen erzaehlen. Los gehts mit:

DER GLAUBE:
Der Glaube in Peru spielt eine viel groessere Rolle. Die Einstellung der Peruaner ist meistens sehr konservativ. Zu jeder Tages und Nachtzeit wird gebetet oder ein Gruss an Gott gesendet. Zum Beispiel: Vor dem Essen, nach dem Essen, wenn man an der Kirche vorbei laeuft und natuerlich waehrend der misa, dem Gottesdienst. Gottesdienste gibts sonntags dreimal, und dann noch dienstags und donnerstags. Allerdings gibt es haeufig noch extra Gottesdienste zu bestimmten Themen. Im Moment ist das noch ziemlich viel und ich vergesse oft mich zu bekreuzigen. Ich bin aber fest davon ueberzeugt, dass der Señor mir das nicht uebel nimmt.

DER VERKEHR:
Verkehr gibt es hier eine ganze Menge. Im Gegensatz zu Lima haelt sich die Anzahl der Taxis jedoch in Grenzen. Dafuer gibt es unzaehlige Mototaxis. Das sind Motoraeder, an die eine Art Kutsche angehaengt wird.  Super billig und fuer kurze Strecken echt genial. Allerdings ist das eine zugige und ruckelige Angelegenheit.
Anschnallen wird hier ueberbewertet. Nach dem Gesetz muessen sich nur die Personen vorne im Auto anschnallen, das ist aber oft nicht moeglich, weil es entweder keinen Gurt gibt, oder vorne zu viele Personen sitzen und der Gurt nicht lang genug ist. Stattdessen schickt man lieber vor dem Losfahren ein kurzes Stossgebet los und bisher hat das auch wirklich immer funktionniert. Im Gegensatz zu den deutschen Autos passen in ein normales Auto hier 5-9 Personen. So friert man wenigstens nicht. Inzwischen hat sich der Anschnallreflex, der mir anfangs einige Schmunzler eingebracht hat, auch schon gelegt.
Geschwindigkeitbegrenzungen gibt es nicht, man faehr so schnell, wie es die ruckeligen Strassen zulassen. Ueberholt wird wo geht, auch wenn der Gegenverkehr auch schon mal auf den "Standstreifen" ausweichen muss.

DIE FIESTAS:
Das Wochenende liegt hinter mir und somit auch die Fiestas. Aber auch hier gibt es einiges zu beachten.
DER TANZ:
Der Tanz ist das wichtigste Element einer Fiesta. Der ist jedoch, im Gegensatz zum alltaeglichen Leben in keinster Weise konsevativ. Denn: auf der Tanzflaeche wird gezeigt, was man sich in anderen Laendern lieber fuer zu Hause aufhebt. Schwingende Hueften und laute Rufe "abajo abajo" (runter runter) lassen einen selbst lieber auf dem Sitzplatz verharren. Eines muss man den Peruanern lassen: ihre Koerper haben sie unter kontrolle.
DIE KLEIDUNG:
Die Kleidung auf den Fiestas spielt fast eine ebenso grosse Rolle wie der Tanz. Lautet das das
Motto beim Tanzen eher "je laenger desto besser", lautet es bei der Kleidung "In der Kuerze liegt die Wuerze". Also fiel ich schonmal mit meinem immerhin doch knielangen Kleidchen auf. Und nochetwas unterschiedet mein Kleid von dem peruanischen. Es glitzert nicht. Denn auf einer gscheiten peruanischen Fiesta ist auf der Tanzflaeche ein wahres Treiben von Glitzermonstern. Auch Cinderella-aehnliche Kleider sind in Mode, vor allem bei den Geburtstagskindern. Mit Kroenchen und Straeusschen konnte da niemand mithalten.

DAS ESSEN:
Gegessen wird oft und vor allem viel. Zum Fruehstueck gibts Ruehrei, Fisch oder Huehnchen, dazu ein Glas Milch, Brot und frischgepresster Saft (jugo). Das Hauptnahrungsmittel hier ist Reis und Huehnchen und bisher ist noch kein Tag vergangen, an dem ich nicht eins von beidem, oder beides gegessen habe. Auch wenn es Fisch gibt, gibt es dazu immer noch ein Huehnchen.
Abgesehen von der Menge und der Zubereitung gibt es aber noch einige andere Unterschiede. Zum Beispiel die Art, wie man isst. Was man isst, ist vor allem beim Huehnchen oft nicht zu erkennen. Knochen sind auf jeden Fall immer dabei, was das Essen mit Gabel und Messer ziemlich erschwert. Deswegen verzichtet man darauf und ist mit den Haenden. Das geht schneller, leichter und hinterher muss man nicht so viel spuehlen. Die Blutadern und den Knorpel um die Knochen rum isst man natuerlich mit, sodass am Ende nur noch der Knochen auf dem Teller liegt. Uaaah...
Am meisten gefaellt mir hier jedoch der Fisch. Den gibs reichlich, schliesslich wohne ich hier ja direkt am Meer. Oft wird ein ganzer Fisch gekauft, Filet kennt man hier noch nicht. Neulich habe ich meine Gastschwester dann beim Fischessen beobachtet. Interessant wurde es erst beim Kopf. Nachdem sie die Baeckchen gegssen hatte schob sie sich naemlich den gesammten Kopf des Tieres in den Mund und lutschte so lange daran rum, bis sie nur noch die Knochen und Graeten ausspuckte. Die Augen wurden selbstverstaendlich mitgegessen. Guten Apetitt.

Meine lieben Freunde, das wars erstmal. Damit seit ihr sicherlich gut beschaeftigt... naechstes mal gibts auch bilder.

Kussi
eure ani in monsefu

Samstag, 31. Juli 2010

Monsefú

So hier ist mein erster Eintrag :)
Morgen geht meine Reise ins schöne Perú los und der Blog hier soll euch ein wenig auf dem Laufen halten, wies mir geht, was ich mach und wo ich bin. Ich würde mich auch freuen, hier mal ein wenig von euch zu hören, damit auch ich auf dem Laufenden bin.
Bis ganz bald,
eure Ani