Dienstag, 2. November 2010

Eine kleine Liebesgeschichte

Heute kam ich, wie immer puenktlich ;), in meinen Englischunterricht. Weil die Profesora noch nicht da war, habe ich also versucht die 40 Kinder ein wenig zu beschaeftigen und habe mich mit ihnen unterhalten. Bis dann Sintia, 12 Jahre alt, zu mir kam, um mir zu sagen, dass ihre Klassenkameraden ihr ein Briefchen, dass sie von einer Freundin bekommen hat, weggenommen haben.
Mit meinem ausgepraegten Sinn fuer Gerechtigkeit bin ich also zu den Uebeltaetern, um der aermsten ihren Brief zurueckzugeben.
Dort wurde ich estmal aufgeklaert: Der Brief sei ein Liebesbrief. In der Klasse gibt es naemlich zwei Freundinnen, die beide auf den gleichen Jungen stehen. Der Junge hat nun an Sintia (eine der beiden Freundinnen, die jetzt wohl auch keine Freundinnen mehr sind) einen Liebesbrief geschrieben. Weil das ganze fuer mich fuer kleine pubertierende Kinder keine ungewoehnliche Situation ist, habe ich versucht den Kindern zu erklaeren, dass das ja die Angelegenheiten der drei ist und dass das doch eigentlich schoen ist, wenn sich zwei Menschen moegen. Meine Hobby-Paedagogik scheint hier allerdings nicht so gut anzukommen, denn dann erzaehlten die Kinder mir folgendes: Der Direktor der Schule hat allen Schuelern aufgetragen, endeckte Liebesbriefe zu ihm zu bringen, denn sie seien noch viel zu jung, um sich zu verlieben und deshalb muesste man dagegen vorgehen.
Wie weit das in einer Gesellschaft, in der Hochzeiten von Jugendlichen (ab 16 aufwaerts) alltaeglich sind, sinnvoll ist und ob das nicht den Reiz des Verbotenen vergroessert, muss wohl jeder fuer sich entscheiden. Dennoch scheint es hier in Peru/ Monsefú immernoch Dinge zu geben, bei denen mir ein grosses Fragezeichen auf der Stirn erscheint und bei denen ich mir ueberlegen muss: Finde ich das gut oder schlecht? Akzeptierst du es? Ignorierst du es? Sagst du deine Meinung dazu? Kritisierst du es oeffentlich? Oder behaelst du einfach deine Meinung fuer dich?

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